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VIL GASTHAUS VILSALPSEE | TYPE competition - 1st prize, built LOCATION Tannheim / Austria CLIENT Gemeinde Tannheim YEAR 2020-2024 TEAM Stefan Nadegger, Rebecca Wachtler, Paul Kappeler PHOTOS Christian Flascher / MGA AWARDS / PRIZES BIG SEE Architecture Award 2025 Winner
Das Gasthaus Vilsalpsee, in einem südlichen Tal des Tannheimer Tals gelegen, ist von weitgehend unberührter Landschaft inmitten eines Naturschutzgebietes umgeben. Die Gemeinde Tannheim als Eigentümerin, hat sich aufgrund des schlechten Zustandes des Vorgängerbaus für einen Neubau entschieden. Das Projekt wurde in einem Architekturwettbewerb ermittelt und prämiert.
Die Horizontalität der Wasserfläche und die steil aufragenden Felsformationen sind die bestimmenden Elemente, die den Ort - inmitten eines Naturschutzgebietes - so besonders machen. Das Gebäude versucht genau diese scheinbaren Gegensätze in eine symbiotische Beziehung zu setzen. Es steigt vom westlichen Seeufer nach Osten an und nimmt damit die Geländeform des ebenfalls ansteigenden Seeufers auf.
Das Ankommen aus dem Tal und die klare Ausrichtung des Gastraumes zum See definieren zwei Kanten, zwischen denen sich das Raumprogramm entfaltet. Gleichzeitig entstehen zwei definierte Außenräume: ein Vorplatz mit Kiosk und überdachtem Zugang sowie eine ausladende Seeterrasse.
Die Glasfassade des Gastraumes steht dabei rechtwinkelig zur Längsachse des Sees, so dass die Wasserfläche in ihrer maximalen Ausdehnung im Kontext der Berglandschaft vom Gastraum aus frontal erlebbar ist. Ein zusätzliches Oberlichtband ermöglicht den Blick auf die Spitzen der umliegenden Berggipfel.
Der Baukörper ist mit Ausnahme des betonierten Untergeschosses in Holzmassivbauweise errichtet. Um die besondere, unregelmäßige Form kompakt und homogen zur Geltung zu bringen, wurden die unterschiedlich geneigten Fassadenflächen mit mattem Edelstahlblech verkleidet. Das Fassadenmaterial ist elektrolytisch gefärbt, richtungslos mechanisch perlgestrahlt sowie zusätzlich gebeizt und mattiert. Die farblich changierende Oberfläche stellt einen farblichen Bezug zu den umgebenden Felswänden her. Die Dachfläche wurde als “5. Fassade” extensiv begrünt.
Im Innenraum dominiert der Baustoff Holz. Die Wände wurden mit einer Täfelung aus Weißtanne verkleidet, die Decke mit schuppenartig angeordneten, mikroperforierten Akustikpaneelen, ebenfalls au Weißtanne. Die Deckenpaneele setzen sich in der Untersicht der Terrasse fort und bilden eine Landschaft aus abgesetzten und ineinander übergehenden Ebenen.
Die Bezüge und Übergänge zwischen Innen und Außen werden im zentralen Gastraum auf mehreren Ebenen erlebbar. Die Materialen des Innenraums an Boden, Wand und Decke finden ihre Fortsetzung im Außenraum, gleichzeitig zieht sich das Vordach in Form eines Deckenflügels in den Innenraum und rahmt den Blick nach außen. Fassadenstützen mit paarweisen Kragarmen aus Holz machen dies möglich.
Mit dem Neubau des Gasthaus Vilsalpsee wurde auch eine Verkehrsänderung eingeleitet. Der Individualverkehr auf der 4 km langen Zufahrtsstraße von Tannheim zum beliebten Ausflugsziel Vilsalpsee wurde durch eine Fahrbeschränkung und die Einführung einer Straßenmaut eingeschränkt.
Der ehemalige Buswendeplatz und die Parkplätze direkt am See wurden entsiegelt und renaturiert, die neue Haltestelle mit Wendeschleife 300 m vom Seeufer entfernt an der Kreuzung zweier Wege neu errichtet. Der Weg von der Haltestelle zum See soll zu Fuß zurückgelegt werden, eine bewusste Verlangsamung auf den letzten Metern zum idyllischen Naturjuwel.